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Firmung in Herzfeld, oder...
Offen gestanden war ich zunächst sehr skeptisch: Firmvorbereitung unter Coronabedingungen ist alles andere als inspirierend. Zwar hatten Manuela Csasar von den Ancillae Domini und Pater Stefan Skalitzky SJM sich bei der online-Begleitung der 22 Kinder und Jugendlichen aus ganz Deutschland redliche Mühe gegeben, den „Lernstoff“ in appetitliche Häppchen aufzuteilen, und mal Gruppenarbeit einzustreuen, mal ein Filmchen aus den Selbstvorstellungen der Teilnehmer zusammenzuschneiden. Aber die Aufgaben für die Firmvorbereitung verschwanden dennoch allzu oft unter dem allgemeinen Beschuss an Homesschooling-Blättern und online-Unterricht. Wäre dann nicht doch noch das auf einen Tag zusammengeschrumpfte Vorbereitungstreffen in letzter Minute in Assen gewesen (die Gruppe Süd traf sich in Rixfeld bei Fulda) - unser Sohn wäre dieses Jahr wohl nicht zur Firmung gegangen.
Wie gut, dass die Entscheidung dann doch für die Firmung ausfiel! „Ich habe noch nie eine so schöne und würdige Firmfeier erlebt“, meinte eine Besucherin nach dem Gottessdienst am 20. März in der Basilika St. Ida in Herzfeld, der ältesten Wallfahrtskirche Westfalens. Sicher, die Masken mussten sein, so wie das Abstandhalten und der Verzicht aufs Singen – aber der vielstimmige Gesang von Familie Neuß konnte doch über diesen letzten Verzicht hinweg trösten. Und mit den Familien der 16 Firmlinge, die aus allen Himmelsrichtungen angereist waren, wirkte die große Basilika trotz der freien Sitzreihen festlich gefüllt.
Den wichtigsten Beitrag zu der besinnlichen Grundstimmung leisteten jedoch die Hauptpersonen: 16 Mädchen und Jungen, die in ihrer ganzen Haltung ausdrückten, dass sie sich der Bedeutung des Augenblicks bewusst waren - und der Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn, der das Sakrament in vollkommener Ruhe und Sorgfalt spendete. Dass die Firmlinge dabei nicht nebeneinander stehen durften, sondern einer nach dem anderen mit ihren Paten nach vorne traten, und auch auf Teile der Antworten verzichtet wurde, fiel so gar nicht mehr ins Gewicht. 16 junge Menschen, die durch die Hand der Kirche mit der Kraft des Heiligen Geistes ausgerüstet wurden – das war greifbar, und darauf kam es an.
Weihbischof Zekorn gab jedem der Firmlinge als Andenken ein Kärtchen mit einem „magischen Auge“ mit, einem dieser Bilder, die auf den ersten Blick nur aus verwirrenden Zeichen bestehen, aber bei genauem Hinschauen ein dreidimensionales Bild entfalten. Schon in seiner Predigt hatte der Bischof die Parallele zum Glauben gezogen: Oft sehen wir die Wirklichkeit nur als ein verwirrendes Mosaik aus Ereignissen. Doch der Heilige Geist kann uns die Augen öffnen für die tiefere Wirklichkeit, die darin verborgen ist. Tatsächlich war auch dem Kärtchen des Bischofs das Geheimnis nicht leicht zu entlocken. Ob es schließlich der Heilige Geist war, der beim Entziffern half, oder bestimmte Sehtricks wie das Schielen, sei dahin gestellt: In dem Bild verbarg sich der Name JESUS – eben jener, den der Geist Gottes offenbart.
Die Firmlinge wiederum überreichten Weihbischof Zekorn, so wie auch Pater Skalitzky und Manuela Csasar, zum Dank einen Strauß von „Gebetsblumen“, liebevoll gemalt von Familie Reuter – jede Blume stand für einen gebeteten Rosenkranz in den Anliegen der beschenkten Person. Große Familienfeiern im Anschluss an die Firmung, auch die mussten dem Infektionsschutz weichen. Aber vielleicht werden manche Familien das corona-konforme Grillen oder Picknicken bei kühlen Temperaturen vor der malerischen Kulisse von Schloss Assen genauso lebendig in Erinnerung behalten wie ein sonst geplantes üppiges Mahl.
Gabi Fröhlich